Gender-Sternchen, Binnen-I, Divers: Bei den vielen Begriffen zum Gendering, die aktuell in Debatten fallen, kann einem fast schwindelig werden. Auch bei Stellenanzeigen stellt sich die Frage der Gender-Schreibweisen. Welche davon sind besonders beliebt? Das sollten Sie sich fragen, wenn es darum geht, die Klicks auf Ihre Stellenanzeigen zu maximieren. Dieser Beitrag gibt Ihnen hilfreiche Hinweise darauf, welche Gender-Schreibweisen am meisten Klicks auf Stellenanzeigen generieren.
Die beliebtesten Gender-Schreibweisen
Noch immer werden überdurchschnittlich viele Stellenanzeigen publiziert, in welchen nur die männliche Form im Jobtitel erscheint: In rund 18 Prozent der Anzeigen ist das aktuell der Fall. Am zweithäufigsten finden sich Job-Bezeichnungen, die nach der männlichen Form und einem Schrägstrich die weibliche Einzahl nennen – beispielsweise «Projektleiter/in» (rund 15 % aller Anzeigen). Am dritthäufigsten wird die männliche Form genannt mit dem Zusatz «(m/w/d)» (rund 13 % aller Anzeigen). Nur selten findet sich die Formulierung in der Art von «Projektleiter / Projektleiterin», nämlich in noch nicht einmal 2 Prozent aller Stellenanzeigen.
Diese Zahlen beziehen sich auf Daten vom September 2023.
Die am häufigsten gewählten Gender-Schreibweisen sind aber nicht zwingend die, welche bei Jobsuchenden am besten ankommen. Am meisten angeklickt werden Stellenanzeigen mit einem Jobtitel in der Art von «Projektleiter/in»: Solche haben eine hohe Klick-Rate von knapp 6 Prozent. Auch das Gender-Sternchen ist beliebt: Stellenanzeigen mit einem Jobtitel in der Art von «Projektleiter*in» bringen es ebenfalls auf eine Klick-Rate von nahezu 6 Prozent. Dagegen werden Anzeigen mit einem Jobtitel, der nur die männliche Form nennt, deutlich weniger oft angeklickt: Nur gerade 4 Prozent der Jobsuchenden, die eine solche Stellenanzeige sehen, klicken sie an. Wenn Sie Stellen ausschreiben, wählen Sie am besten eine gegenderte Bezeichnung für den Jobtitel. Dabei empfehlen sich aber nicht alle Formen gleich. Am besten schneidet eine in der Art von «Projektleiter/in» ab, aber auch andere sind denkbar, etwa die in der Weise von «Projektleiter/in (m/w/d)» oder die Verwendung des Gender-Sternchens. Allerdings können sich die Klickzahlen von Beruf zu Beruf stark unterscheiden, wie eine frühere Untersuchung von jobchannel belegt.
Ein vergleichender Blick auf die erste Studie
Unverändert beliebt und häufig verwendet ist die Gender-Schreibweise in der Art von «Projektleiter/in»; wenig danach folgt nach wie vor die Schreibweise mit dem Gender-Sternchen. Etwas beliebter geworden ist die Schreibweise wie «Projektleiter (a)»: War sie in der letzten Untersuchung im März 2022 unter den unbeliebtesten, weist sie inzwischen eine durchschnittliche Klick-Rate auf. Die Schreibweise in der Form von «Projektleiter / Projektleiterin» wird im Gegensatz zu im März 2022 indessen etwas seltener verwendet und angeklickt.
Entgegen der erhöhten Sensibilisierung auf Gendering hat die Anzahl Fälle, in denen Jobtitel ausschliesslich die männliche Form (generisches Maskulinum) enthalten, noch zugenommen. Diese Schreibweise ist von der am zweithäufigsten verwendeten zur meistverwendeten geworden. Auf der anderen Seite hat auch die Beliebtheit des generischen Maskulinums zugenommen: Waren Stellenanzeigen mit solchen Schreibweisen des Jobtitels bis vor kurzem noch unter den unbeliebtesten, werden sie inzwischen durchschnittlich oft angeklickt. Einer nach wie vor hohen Beliebtheit erfreuen sich dagegen Jobtitel mit der rein weiblichen Schreibweise; diese kommen aber unverändert selten vor.
Das sagen andere Studien
Zumindest im deutschsprachigen Raum gibt es nur wenige Studien zu Gendering in Stellenanzeigen. Eine Untersuchung der Hochschule Darmstadt hat sich damit befasst und zeigt, dass ein gendergerechter Jobtitel einen bedeutenden Einfluss darauf hat, ob eine Stellenanzeige den sie sehenden Personen gefällt oder nicht. Am beliebtesten sind gemäss dieser Untersuchung die etablierten Gender-Schreibweisen, allen voran diejenige in der Art von «Projektleiter (m/w/d)». Laut dieser Studie ist das Gender-Sternchen relativ beliebt, während rein männliche Jobtitel einen klar negativen Einfluss auf die Attraktivität von Stellenanzeigen haben.
Eine Studie der deutschen Firma HRBlue zeigt, dass die Verwendung von Gendering für viele HR-Verantwortlichen als wichtig angesehen wird: Eine klare Mehrheit sieht es als teilweise oder sogar unbedingt notwendig an. Rund 64 Prozent verwenden die geschlechtsneutrale Sprache bereits in Stellenanzeigen und 50 Prozent in der Mitarbeiterkommunikation. In der Tat ist es inzwischen wissenschaftlich breit belegt, dass die Handhabung von Gender in der Sprache Einfluss auf Geschlechterstereotypen hat.
Dahingegen gibt es auch Untersuchungen, gemäss denen das Gendering – auch explizit in Stellenanzeigen – weniger beliebt ist. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Respondi mit 1000 Befragten befürwortet in Deutschland nur eine Minderheit der Stellensuchenden Gendering in Stellenanzeigen: Ganze 62 Prozent lehnen die Verwendung von Gender-Sternchen und dergleichen ab.
Darüber hinaus hat die Gender-Schreibweise in Jobtiteln einen Einfluss auf die reine Auffindbarkeit von Stellenanzeigen – was wiederum die Klick-Raten beeinflusst. So macht das Haus der Wertarbeit in einem Artikel darauf aufmerksam, dass nicht alle Schreibweisen suchmaschinenoptimiert sind. Beispielsweise geben viele Jobsuchende gewohnheitsmässig die rein männliche Bezeichnung des Jobtitels ins Suchfeld ein. Google und Co. erkennen Wörter mit Gender-Symbol oft, wenn denn überhaupt, als Teiltreffer, der dann entsprechend nicht weit oben auf der Liste der Suchergebnisse erscheint.
Geschlechtergerechtigkeit geht übers Gendering hinaus
Während es in Deutschland per Gesetz Pflicht ist, in Stellenanzeigen zu gendern, ist das in der Schweiz freiwillig. Entscheiden Sie sich für die Verwendung geschlechtsneutraler Bezeichnungen in den Anzeigen entscheiden, dann beachten Sie einige Punkte. Zum einen müssen Sie in einer Stellenanzeige mit einem gegenderten Jobtitel auch den übrigen Text der Anzeige mit der gleichen Gender-Schreibweise formulieren. Weiter hilft es Ihnen nichts, wenn Sie in der Stellenanzeige auf Geschlechtergerechtigkeit achten, aber diese im Unternehmen nicht umsetzen. Jobsuchende erwarten von geschlechtergerecht ausschreibenden Firmen, dass diese auch geschlechtergerecht mit Mitarbeitenden umgehen. Falsche Versprechungen einer solchen Unternehmenskultur führen bei Kandidat:innen zu Enttäuschungen und infolgedessen zur Absage an den Arbeitgeber.
Möchten Sie mehr Informationen zum Gendering in Stellenanzeigen nach Berufsgruppen? Laden Sie kostenlos unseren Gender-Report herunter. Mehr Informationen dazu, welche Faktoren Stellenanzeigen sonst noch beliebt machen, lesen Sie in diesem Blogbeitrag.
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