Ihre Stellenanzeigen sind nach wie vor meistens das Erste, was potenzielle Bewerber:innen von Ihren freien Jobs zu sehen bekommen. Um qualitativ gute, zielgruppengerechte Anzeigentexte zu erstellen, haben Sie als Personaler:in inzwischen einen wichtigen «Sparringspartner»: die künstliche Intelligenz (KI). Welche Möglichkeiten Ihnen diese für das Verfassen Ihrer Stellenanzeigen bietet und welche Vor- und Nachteile dabei entstehen, erfahren Sie in diesem Beitrag. Ausserdem finden Sie ein paar Prompt-Beispiele, die Sie nutzen können.
Anwendungen der KI für Stellenanzeigen
Beim Verfassen Ihrer Stellenanzeigen stehen Ihnen viele Möglichkeiten offen, wie Sie KI nutzen können. KI-Tools helfen Ihnen,
- Stellentitel so zu formulieren, wie sie von der gewünschten Zielgruppe tatsächlich verstanden und gesucht werden,
- Anforderungsprofile auf den neuesten Stand zu bringen,
- Anzeigentexte zu generieren, die sprachlich auf Zielgruppe und Unternehmen abgestimmt sind,
- Ideen zu erhalten für neuartige oder kreative Anzeigentexte,
- grafische Elemente zur Auflockerung und Illustration zu generieren, die Sie in die Stellenanzeige integrieren können,
- Stellenanzeigen betreffend die Textlänge und das Gendering zu optimieren.
Um die Texte zu erstellen, stehen Ihnen verschiedene Tools der generativen KI wie ChatGPT (Open AI), Gemini oder Neuroflash zur Verfügung. Auf Open AI bauen zudem verschiedene Tools auf, die spezifisch auf das Erstellen von Stellenanzeigen zugeschnitten sind. Um Verzerrungen betreffend die Zielgruppenansprache zu detektieren und zu beheben, können Sie beispielsweise auf den Gender Bias Decoder zurückgreifen.
Über das Erstellen von Anzeigen hinaus geben Ihnen zudem verschiedene KI-Tools Hinweise darauf, auf welchen Kanälen Sie Ihre Stellenanzeigen am besten publizieren können. Weiter hilft Ihnen KI, den Erfolg von Stellenanzeigen zu analysieren und herauszufinden, ob Ihre Anzeige im Vergleich zu ähnlichen Stellenausschreibungen aus Ihrer Branche mehr oder weniger Bewerbungen generieren kann.
Stellenanzeigen verfassen – so gehen Sie vor
Sie können entweder eine bestehende Stellenanzeige nehmen und mithilfe von KI optimieren oder aber eine ganz neue Stellenausschreibung generieren. Probieren Sie aus, welches Tool sich für Ihr Unternehmen und Ihre Stellenanzeigen am besten bewährt.
Wichtig ist, dass Sie der KI die richtigen und genug präzise Anweisungen geben, sodass diese eine optimale, auf die Zielgruppe ausgerichtete Stellenanzeige generieren kann. Sie schreiben also die Prompts, in welchen Sie dem Tool die Anforderungen an die Anzeige mitteilen. Folgende Tipps können Ihnen beim Prompten helfen:
- Geben Sie dem Tool jeweils vor, dass es die Texte aus der Sicht des Recruitings schreiben soll, etwa: «Übernimm die Perspektive eines Recruiters.»
- Gehen Sie einen Dialog mit der KI ein. Präzisieren Sie die Anweisungen an das Tool schrittweise.
- Sie können sich vom Tool auch Hinweise darauf geben lassen, wie Sie Ihren Prompt noch verbessern können. Ein Beispiel: «Welchen Sprachstil und welchen Ton muss eine Stellenanzeige haben, damit sich Java-Entwickler angesprochen fühlen? Fasse diesen Sprachstil in wenigen Worten zusammen.»
- Sie können Stellenanzeigen mit dem gleichen Prompt neu generieren.
- Auch können Sie Elemente aus früheren Prompt-Versionen in einen Prompt integrieren.
- Speichern Sie gute Prompts ab, sodass Sie sie beim Erstellen weiterer Stellenanzeigen als Grundlage nehmen können. Speichern Sie zudem diejenigen Anzeigen ab, welche den Eingang vieler und passender Bewerbungen zur Folge hatten. Diese lassen sich mit wenig Aufwand auf weitere ähnliche Stellenausschreibungen anpassen.
- Wenn Sie bewährte Stellenanzeigen als Vorlage für das KI-Tool verwenden, bauen Sie diese in den nächsten Prompt ein, etwa: «Halte dich für den Sprachstil und den Aufbau der Stellenanzeige an den Beispieltext». Fügen Sie die Beispiel-Stellenanzeige als Text oder Datei ein.
Im Folgenden finden Sie zwei Beispiele von Prompts für eine Stellenausschreibung als Java-Entwickler:in. Ersetzen Sie die Platzhalter in den eckigen Klammern:
Denke wie ein Recruiter. Erstelle eine Stellenanzeige für Java-Entwickler bei der [Beispielfirma]. Achte auf inklusive Sprache. Formuliere so, dass sich Java-Entwickler angesprochen fühlen. Fasse dich kurz. Stellenanzeigen mit kürzerem Text werden eher gelesen. Halte dich für Sprachstil und Aufbau an den Beispieltext. Achte darauf, dass die Unternehmenskultur der [Beispielfirma] wie im Beispieltext repräsentiert wird. Verwende Aufgabenbeschrieb und bei den Anforderungen Bulletpoints statt Fliesstext. Verwende Verben statt Nominalisierungen.
Beispieltext:
[Fügen Sie hier Ihren Beispieltext, z.B. von der Karriereseite, ein]
Prompt mit ChatGPT-4 getestet
Denke wie ein Recruiter. Erstelle eine Stellenanzeige für Java-Entwickler bei der [Beispielfirma]. Formuliere den Text klar, technisch fundiert, inklusiv, zukunftsorientiert, mit Betonung auf Unternehmenskultur und Benefits, motivierend, mit deutlicher Handlungsaufforderung. Fasse dich kurz. Repräsentiere die Unternehmenskultur der [Beispielfirma], wie sie in der beigefügten Beispiel-Stellenanzeige dargestellt wird. Übernimm den Aufbau aus der Beispiel-Stellenanzeige. Übernimm die Tonalität aus der Beispiel-Stellenanzeige. Verwende beim Aufgabenbeschrieb und bei den Anforderungen Bullet Points statt Fliesstext. Verwende Verben statt Nominalisierungen.Beispiel-Stellenanzeige:
[Fügen Sie hier eine bereits gelungene Stellenanzeige ein]
Prompt mit ChatGPT-4 getestet
Stellenanzeigen feinschleifen und prüfen
Wenn Sie eine Stellenanzeige generiert haben, gilt es in einem nächsten Schritt noch, diese zu überarbeiten. Je nach Prompt gelingt es den KI-Tools nicht sonderlich gut, etwa die Unternehmenskultur im Anzeigentext aufscheinen zu lassen oder Emotionen zu vermitteln. Achten Sie hierauf beim Überarbeiten des Anzeigentextes. Lesen Sie die Stellenanzeige zudem gründlich durch auf
- vage, ungenaue oder sogar falsche Informationen,
- Vollständigkeit betreffend Unternehmens- und Aufgabenbeschreibung, Anforderungen und Benefits,
- typische KI-Textmerkmale wie Standardformulierungen, Redundanzen und nichtssagende Sätze (z.B. «Exzellente kommunikative Fähigkeiten, sowohl schriftlich als auch mündlich, sind für diese Position essentiell, da eine effektive Kommunikation den Schlüssel zum Erfolg unseres Teams darstellt»),
- einzelne, versehentliche Bias in der Zielgruppenansprache, beispielsweise eine Häufung rein männlicher Formen in einer Textpassage.
Korrigieren, präzisieren und vervollständigen Sie die betreffenden Informationen im Anzeigentext. Formulieren Sie die Textstellen, die gleich als KI-generiert ersichtlich sind, in eigenen Worten um.
Vorteile von mit KI erstellten Stellenanzeigen
Ihre Stellenanzeige mit KI zu generieren, hat verschiedene Vorteile:
- Sie brauchen weniger Zeit, um Ihre Stellenausschreibungen zu erstellen. Sie sparen also Kosten.
- Stellenanzeigen mit optimiertem Jobtitel sind leicht auffindbar, dies sowohl auf Google als auch in Jobportalen.
- KI kann dabei helfen, relevante Skills aufzuzählen. Insbesondere bei Stellenanzeigen für Skills-Based Recruiting ist das hilfreich.
- Die Anzeigen lassen sich in sehr zielgruppenspezifischer Sprache verfassen.
- Gute Prompts und Stellenanzeigen bieten Vorlagen für weitere erfolgversprechende Stellenausschreibungen.
Nachteile von KI-generierten Stellenanzeigen
Dennoch hat das Erstellen von Stellenanzeigen mit KI auch einige Nachteile:
- Nicht alle KI-Tools sind qualitativ gleich hochstehend. Diejenigen mit der besten Qualität sind zudem oft kostenpflichtig.
- KI-Anwendungen sind nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert worden sind. Es kann sein, dass sich in Formulierungen ein systematischer Bias einschleicht, der sich negativ auf die Inklusivität der Sprache des Anzeigentextes auswirkt.
- Der Informations- und Wissensstand von KI-Text-Tools ist unter Umständen nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt in der Vergangenheit aktuell. Ist das der Fall, liefern sie nicht immer alle relevanten Informationen auf dem neuesten Stand.
- Es ist leicht passiert, dass man nur fast korrekte Informationen übersieht. Aufmerksamkeit beim Überarbeiten von KI-generierten Anzeigentexten ist deshalb stark gefragt.
- Die umfassende Hilfe durch KI beim Verfassen von Stellenanzeigen verleitet zur Bequemlichkeit: Informationen unreflektiert zu übernehmen oder Standardvorlagen ohne Anpassung für verschiedene Jobs zu verwenden.
Fazit
KI-Tools können Ihnen in vielerlei Hinsicht eine grosse Hilfe sein, wenn es um das Erstellen wirksamer, zielgruppenspezifischer Stellenanzeigen geht. Nutzen Sie das Potenzial dieser Technologien aus. Vergessen Sie nicht, dem generierten Text noch eine persönliche Note zu geben. Denn das «Human» in Human Resources darf in der digitalisierten Welt nicht verloren gehen.
Haben Sie Ihre Stellenanzeige bereits erstellt? Publizieren Sie sie jetzt auf den passenden Kanälen, mit jobchannel SMART.
Newsletter abonnieren
Möchten Sie keine News verpassen? Abonnieren Sie hier den Newsletter und wir senden Ihnen ca. 1x monatlich per E-Mail Neuigkeiten rund um den Schweizer Arbeitsmarkt und (Online) Recruiting.