Kürzlich swipte ich auf Instagram durch die Stories – und da war sie: eine perfekt zu mir passende Werbeanzeige mit fast exakt dem gleichen Stellentitel, den ich aktuell innehabe. Nur ein Titel, aber ich musste klicken. Da hat jemand einen echt guten Job gemacht, dachte ich mir und wollte herausfinden, welches Unternehmen das Targeting so gut im Griff hat. Es war ein kleines Unternehmen ohne HR-Abteilung – aber jemand dort beherrscht offensichtlich zielgruppenorientiertes Marketing.
Wie geht das?
Beim Surfen hinterlasse ich Spuren. Ich bin natürlich täglich auf Jobplattformen unterwegs – vor allem auf denen von jobchannel. Irgendwann habe ich nach feinem Kaffee gesucht, weil ich genug vom 0815-Kaffee hatte (das besagte Unternehmen stellt Kaffeemaschinen her). Meine Stellenbezeichnung, Ausbildung und beruflichen Erfahrungen findet man unter anderem auf LinkedIn. Und meine regionale Orientierung ist für Google sowieso längst kein Geheimnis mehr.
Dank Cookies, Facebook Pixel und Co. ist es ein Leichtes, eins und eins zusammenzuzählen und schon «kennt» mich das Internet. Mein Surfverhalten und meine Interessen stehen sozialen Medien anonymisiert zur Verfügung.
Zielgruppe ansprechen
Ich fiel wohl genau in die definierte Zielgruppe und mir wurde die Anzeige in den Instagram-Stories angezeigt. Auf Facebook und Instagram lassen sich Zielgruppen sehr genau nach demografischen Angaben und Interessen definieren. Ursprünglich für das Produktmarketing gedacht, lässt sich diese Funktion ganz einfach fürs Recruiting nutzen: Man betrachtet Kandidat:innen als potenzielle Kund:innen und «verkauft» ihnen einen Job. Recruiting in den Schuhen des Marketings – einmal mehr. Unternehmen die ihre Zielgruppe genau kennen, können so Fachkräfte gezielt ansprechen – und erhalten sehr viel weniger unpassende Bewerbungen. Günstiger und mit weniger Aufwand geht Recruiting kaum. Vorausgesetzt, das Know-how in Social-Media-Marketing ist da und man weiss, welche Zielgruppe für die Vakanz infrage kommt.
Retargeting
Sie kennen das bestimmt: Sie klicken auf eine Jacke in einem Onlineshop – und plötzlich verfolgt Sie diese Jacke auf Instagram, Facebook und überall sonst. Das ist Retargeting. Und genau dasselbe funktioniert auch mit Stellenanzeigen.
Wenn jemand auf eine Jobplattform klickt – beispielsweise auf eine Schreiner-Stelle im Raum Zürich – speichert das System diese Information. Auch wenn die Person sich nicht sofort bewirbt, kann sie später gezielt auf Social Media mit genau dieser oder einer ähnlichen Stelle nochmals angesprochen werden.
Der Trick: Die ursprüngliche Neugier oder das Interesse wird nochmals aufgegriffen – zum richtigen Zeitpunkt, mit dem richtigen Job.
Von Produkten zu Jobs
Was im E-Commerce längst Standard ist, lässt sich fürs Recruiting clever adaptieren. Statt Sneakers oder Kaffeemaschinen wird einfach die Stellenanzeige erneut ausgespielt. Und das genau dort, wo sich potenzielle Bewerber:innen täglich bewegen: auf Instagram oder Facebook.
Was braucht es dafür?
- Ein Tracking-System (z.B. Facebook Pixel, Google Ads Tag)
- Eine gute Stellenanzeige als Landingpage
- Und: Daten – entweder durch eigene Reichweite oder durch Plattformen wie jobchannel
Gerade kleinere Unternehmen profitieren enorm, wenn sie Retargeting über Plattformen mit grossem Netzwerk nutzen – weil dort bereits viele Daten vorhanden sind.
Ein Beispiel

- Die Firma Holz AG sucht eine:n Schreiner:in für den Standort Horgen.
- Anna surft auf der Website des Verbandes holzbau-schweiz.ch, um Branchen-News zu lesen.
- Auf dem Portal klickt Anna aus purer Neugier auf den Reiter «Jobs» und dort auf einen Schreiner-Job im Raum Zürich (jedoch nicht derjenige Job der Firma Holz AG).
- Da die Jobplattform auf holzbau-schweiz.ch zur jobchannel-Welt gehört, weiss jobchannel nun, dass Anna an Schreiner-Jobs im Raum Zürich interessiert ist.
- Via Instagram (Mobile) erhält Anna einen Werbebanner von jobchannel mit dem Schreiner-Job der Firma Holz AG.
- Anna passiert das gleiche wie mir, fühlt sich angesprochen, klickt die Werbung an und bewirbt sich (mit dem Unterschied, dass ich mich nicht beworben habe, weil ich bereits einen coolen Job habe ;-)).
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