Der Fachkräftemangel ist in aller Munde, kein Tag vergeht, ohne dass einem dieser Begriff nicht irgendwo ins Auge springt. Doch woher kommt dieser Mangel an gut ausgebildeten Berufsleuten und was kann man dagegen tun?
Der Fachkräftemangel kommt einerseits durch die alternde Bevölkerung zustande, die Babyboomer gehen in Rente und können nicht ersetzt werden. Ein weiterer Faktor ist die Migration, diese nimmt stetig ab, zurzeit ist sie zwar noch leicht positiv, das wird sich aber bald ändern. Und dann ist da noch die Abwanderung von Portugiesen, Italienerinnen und Deutschen zu beobachten. Diese Fachkräfte finden jetzt auch in ihren Herkunftsländern ein gutes Auskommen. Es geht nicht nur der Schweizer Wirtschaft gut. Viele andere europäische Länder erleben aktuell auch einen massiven Aufschwung ihrer Wirtschaft und sind auf Fachpersonal angewiesen.
Die Branchen mit den meisten offenen Stellen
Gemäss dem Schweizer Jobradar vom Mai 2022 der x28 AG sind folgende Fachkräfte und den Top 5 der am meistgesuchten Berufsleute (nach Anzahl offener Stellen):
- Gesundheitswesen 14’360 Vakanzen
- Gastronomie und Hotellerie 13’481 Vakanzen
- Baugewerbe 12’521 Vakanzen
- Detailhandel 11’781 Vakanzen
- Informatik (IT) 11’617 Vakanzen
Obwohl die Pandemie mehr oder weniger passé ist, klafft beim Pflegepersonal nach wie vor ein riesiges Loch an Stellen, die nicht besetzt werden können. Ebenso händeringend, wird in der Gastronomie und Hotellerie nach geeignetem Personal gesucht. Viele haben während des Lockdowns die Branche gewechselt und trafen dort auf attraktivere Arbeitsbedingungen, wie geregelte Arbeitszeiten und mehr Lohn, diese Arbeitnehmenden haben kein Interesse wieder zurückzukehren und so wird hier das Vakuum vorerst bestehen bleiben.
Ein Ende dieser Entwicklung scheint nicht in Sichtweite und eine allgemeingültige Lösung ist nicht greifbar, deshalb müssen sich die Unternehmen, die einen Personalmangel zu beklagen haben, etwas einfallen lassen und kreativ werden. In der Gastronomie behelfen sich die Gaststätten mit zusätzlichen Ruhetagen, das heisst, das Restaurant hat dann zum Beispiel nur noch an vier von sieben Wochentagen geöffnet. Solche Regelungen können natürlich im Gesundheitswesen nicht getroffen werden, dort müssen die Patienten und Bewohnerinnen rund um die Uhr betreut werden können.
Fast alle Branchen durchs Band betroffen
Auch in der Pharmabranche wird es eng. Zurzeit ist es schon so weit, dass ein paar, vorwiegend kleinere Apotheken, es in Erwägung ziehen zu schliessen oder auch hier ihre Öffnungszeiten anpassen müssen, weil das Personal schlicht fehlt, krank oder überlastet ist. Auch hier liegen die Wurzeln des Problems schon bei den neu Auszubildenden, denn immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine klassische Berufslehre, so können auch keine neuen Pharma-Assistent:innen ausgebildet und ins Erwerbsleben integriert werden. Dies ist nur ein Beispiel und steht stellvertretend für viele andere Berufszweige.
Branchen mit dem meisten Zuwachs an offenen Stellen
Verglichen mit vergangenem Jahr, haben die folgenden Branchen den stärksten Zuwachs an offenen Stellen
- Tourismus +52%
- Gastronomie und Hotellerie +46%
- Uhren und Schmuck +45%
- Luftfahrt +44%
- Energieversorgung / Maschinenbau +37%
Seit der Pandemie erholt sich der Tourismus, die Gastronomie und Hotellerie sowie die Luftfahrt immer stärker. So überrascht es wenig, dass gerade diese Branchen viel mehr Fachkräfte benötigen als letztes Jahr. Die immer stärker steigenden Zahlen weisen darauf hin, dass die Stellen jedoch nicht besetzt werden können.
Wenn es der Wirtschaft gut geht, sind die Menschen wieder eher gewillt Luxusgüter zu kaufen. Deshalb steigen auch die offenen Stellen in der Uhren- und Schmuck-Branche. Ausserdem gibt es ohne Fachkräfte keine Energiewende, deshalb stockt auch die Energie-Branche immer mehr auf.
Wirtschaftsaufschwung und neue Wege bei der Personalrekrutierung
Die Schweiz erlebt zurzeit gerade eine Hochkonjunktur, es ist sogar von einer totalen «Überhitzung» auszugehen, jedenfalls hat die Schweiz ein hohes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, aber die Wirtschaft wird ohne die nötigen Arbeitskräfte nicht ewig weiterwachsen können.
Um als Unternehmen potenzielle neue Mitarbeitende auf sich aufmerksam zu machen, braucht es also noch mehr Erfindergeist und Hartnäckigkeit als bisher. Der Markt hat sich von einem Arbeitgeber zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Entscheidend ist, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort präsent ist und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. Das können Firmen zum Beispiel erreichen, indem sie sich durch Ihre Rekrutierungsstrategie von anderen Unternehmen abheben, ihre Karriereseite auf Vordermann bringen und Stellenanzeigen bis ins Detail schleifen.
Erfahren Sie im nächsten Beitrag, welche Berufe in welchen Branchen besonders gesucht sind.
Eine Antwort zu «Diese Branchen suchen am meisten Fachkräfte»
[…] Im letzten Blogbeitrag haben wir darüber berichtet, dass die Branchen Gesundheitswesen, Gastronomie und Hotellerie, Baugewerbe, Detailhandel und Informatik die meisten offenen Stellen aufweisen. Welche Berufe werden in diesen Branchen vor allem gesucht? […]