Darum geht es: In einer aktuellen Studie befragte die ETH Zürich 539 junge Erwachsene, welche ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder ein Eidgenössisches Berufsattest (EBA) abgeschlossen haben, zu ihrem Ausbildungsverhalten.
Der Fokus lag hierbei auf dem Informationsstand der jungen Erwachsenen, sowie deren Entscheidungsprozesse bei der Wahl, ob sie eine weitere Ausbildung absolvieren oder nicht. In den wichtigsten Ergebnissen zeigte sich, dass:
- 62% der Befragten aktuell eine Ausbildung planen oder machen, wobei ein Bachelor oder Master an der Fachhochschule mit 23% die beliebteste Option ist.
- Der Entscheidungsprozess, ob eine zusätzliche Ausbildung absolviert werden soll oder nicht, sich im Schnitt über 9 Monate erstreckt. Hierbei zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen Männern (7 Monate) und Frauen (10 Monate). Zudem nimmt die Dauer des Entscheidungsprozesses mit dem Alter zu.
- Der Entscheidungsprozess im Durchschnitt als ‘eher nicht’ oder ‘mittel belastend’ wahrgenommen wird.
- Die wichtigste Motivation für eine weitere Ausbildung die Weiterentwicklung der persönlichen Karriere ist. Ein ebenfalls bestimmender Punkt ist das persönliche Interesse an dem Bildungsinhalt.
- Die Befragten sich laut der subjektiven Wahrnehmung als gut informiert ansahen, eine objektive Prüfung jedoch ein anderes Bild zeigte. Hierbei schätzen die Befragten die Löhne von Absolvent*innen verschiedener Bildungsabschlüsse nämlich generell zu niedrig ein. Zudem überschätzten die Befragten tendenziell Ihre Möglichkeiten, was die Zulassung zu weiteren Bildungsgängen betrifft.
Deshalb ist es wichtig: Das Schweizer Bildungssystem bietet ein vielfältiges aber auch komplexes Angebot an Möglichkeiten. Die Studie der ETH Zürich zeigt, dass bei den Auszubildenden jedoch ein substanzielles Informationsdefizit diesbezüglich besteht. Durch die tendenziell zu niedrige Einschätzung des Lohnzuwachses bei einer Tertiärausbildung kann es sein, dass sich viele Befragte von einer Ausbildung abgehalten fühlen, da diese nicht ‘lukrativ’ genug erscheint. Da die Befragten sich oft auch unsicher sind, welche Optionen ihnen offen stehen und welche nicht, zeugt dies davon, dass eine weitere Sensibilisierung und Informationsvermittlung über das Schweizer Bildungssystem nötig ist.
Diese Entwicklung kann aktiv von Unternehmen unterstützt werden und bietet nicht nur für die Auszubildenden einen Vorteil, sondern auch für die Unternehmen selber. Indem Weiterbildungen durch das Unternehmen dem Arbeitnehmer nahegelegt werden, kann das Unternehmen Kosten im Bereich des Recruitings sparen. Denn interne Einstellungen verursachen einen geringeren Kostenaufwand als externe. Klärt man seinen Koch beispielsweise also über seine mögliche Tertiärausbildung zum Chefkoch auf und absolviert dieser die Ausbildung auch, dann muss das Unternehmen keinen Mehraufwand betreiben, um einen externen Chefkoch anzustellen.
Des letzteren kann die Förderungen von Tertiärausbildungen auch den momentanen Fachkräftemangel reduzieren. Denn somit werden spezialisierte Fachpersonen ausgebildet, welche essenziell für den Arbeitsmarkt und die Unternehmen sind.