Das Stichwort «Gig Economy» hat sich schnell etabliert – wie auch die prominenteste Vertreter Uber und Airbnb. Angelehnt an ein Wortspiel aus der Musikszene – von Gig zu Gig – bezeichnet der Begriff eine neue Arbeitsform, in der freie Mitarbeitende häufig kurzfristig, auf Abruf und zeitlich stark beschränkt für ein Unternehmen tätig sind. Wie verbreitet ist dies und was bedeutet die neue Arbeitsform für HR und Recruiting?
Vereinzelt in der Schweiz, tendenziell steigend in den USA
Gemäss einer Studie von Gallup finanzieren 36 Prozent der arbeitstätigen Amerikaner einen Teil, einige sogar ihren ganzen Lebensunterhalt über solche Einzelaufträge. In der Schweiz gibt es noch keine ausführlichen Studien zu den sogenannten «Gig Worker». Dieses Jahr hat das Bundesamt für Statistik aber zum ersten Mal erhoben, wie viele Personen im Erwerbsalter ihre Dienste auf Vermittlungsplattformen anbieten – es sind 1,6 Prozent. Die meisten nutzen diese Möglichkeit nur als kleiner Zusatzverdienst. Ein Blick über die Schweizer Grenzen hinaus nach Europa und in die USA zeigt jedoch, dass diese Zahl in den nächsten Jahren zunehmen dürfte.
Vor- und Nachteile des «Arbeitsmodells der Zukunft»
Aufschwung hat die Gig Economy vor allem durch die Globalisierung und die Digitalisierung der Arbeitswelt erhalten. Im Uber von A nach B, mit ein paar Klicks das Essen nach Hause bestellen oder die Arbeit bequem vom Liegestuhl in der Karibik aus erledigen? Alles kein Problem dank Smartphone, omnipräsentem Internetzugang und maximaler Flexibilität von Arbeitszeit und -ort.
Häufig werden aber der arbeitsrechtliche Status, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung zum Problem. Gig Worker werden vom Unternehmen nicht angestellt, sondern arbeiten auf eigenes Risiko. Sie erhalten keine Sozialleistungen und werden – gerade bei Gig-Plattformen – häufig schlecht bezahlt. Besonders hart zeigt sich dies in der aktuellen Krise, bei der die Mehrheit plötzlich ganz ohne Arbeit dasteht und keine Rücklagen oder soziale Absicherung hat.
«Gig Economy» als interne Chance?

Aus Sicht der Unternehmen bietet die Arbeitsform gerade für spezialisierte Tätigkeiten einen grossen Vorteil: Sie können aus einem weltweiten Pool für beschränkte Zeit die Spezialisten an Bord holen, die gerade für ein bestimmtes Projekt benötigt werden. Allerdings erfordert dies einen viel schnelleren Rekrutierungsprozess, als ihn die meisten Unternehmen aktuell haben. Hoch spezialisierte Gig-Worker sind stark umkämpft, daher sollte die Zeit zwischen Auswahl und Onboarding sehr kurz sein. Genauso müssen Jobrollen, Performanceziele und Lernmöglichkeiten überdacht werden.
Obwohl der Gig Wirtschaft aufgrund der aktuellen Krise gerade ein rasches Ende nachgesagt wird: Nach wie vor verlasen sich viele Unternehmen bereits auf einen Pool schnell und flexibel einsetzbarer Fachkräfte. Es lohnt sich daher auf jeden Fall sich als HR mit dem Thema auseinanderzusetzen und entsprechende Arbeitsmodelle zu entwickeln. Lesen Sie mehr zum Thema Rekrutierung in der Gig-Economy und weiteren Trends im Bereich Arbeit 4.0.