Um Talente anzulocken und um auf sich als Arbeitgeber aufmerksam zu machen, lassen sich Unternehmen heutzutage vieles einfallen. Spannende Inhalte und authentische Einblicke in die Arbeitswelt in den Firmen sind dabei besonders gefragt. Wir stellen Ihnen 6 Best Practice-Beispiele von Kampagnen vor, welche Unternehmen auf verschiedenen Kanälen der sozialen Medien geschaltet haben.
1. Maersk Drilling – Facebook
Die Offshore-Firma Maersk Drilling ist ein dänischer Betreiber von Bohrinseln und gehört zur Maersk Group. Das 1972 gegründete Unternehmen hat inzwischen mit Noble Corporation fusioniert. Im Jahr 2017 beschloss die Firma, zu expandieren und suchte im grösseren Stil neue Mitarbeitende. Um diese zu gewinnen, gründete sie zuerst eine Community auf Facebook. Darauf erzählten zunächst Personen aus dem persönlichen Umfeld der Mitglieder vom Leben und Arbeiten auf Bohrinseln. Hierzu posteten sie Berichte, Videos, Interviews und Berufsporträts. Ausgeschriebene Jobs indessen wurden auf der betreffenden Facebook-Seite kaum beworben.
Das Unternehmen nahm sich die Zeit, auf alle Posts zu antworten und sich für die Beiträge zu bedanken. Auch wurden Seitenbesucher:innen dazu motiviert, ihre Erlebnisse auf den Bohrinseln (weiterhin) zu teilen. Die Fangemeinde stieg in der Folge stets an. Schon bald posteten auch Mitarbeitende von Konkurrenzfirmen Beiträge. Die Facebook-Seite war zur Austauschplattform für Bohrinsel-Arbeitende geworden. Bis zum Jahr 2020 zählte sie rund 155’000 Fans. Irgendwann wurden öffentliche Medien auf die erfolgreiche Social Media-Kampagne von Maersk Drilling aufmerksam. So wurde die Kampagne populär. Erst dann schaltete das Unternehmen eine Personalmarketing-Kampagne mit Stellenanzeigen. Daraufhin versechsfachte sich die Anzahl hochwertiger Bewerbungen, die beim Unternehmen eingingen, innerhalb eines Monats.
2. List AG – LinkedIn und XING
Die deutsche Baufirma List AG existiert schon seit 1901. Sie produziert und vertreibt Baumaterialien, wobei ihr Schwerpunkt auf Bauholz liegt. Im Jahr 2018 suchte das Unternehmen einige Bauingenieure und sah sich angesichts des Fachkräftemangels mit Schwierigkeiten beim Recruiting konfrontiert. In Zusammenarbeit mit der Unternehmens-Marketingfirma muuuh.de schaltete die List AG schliesslich eine kreative Kampagne. Diese trug den Aufmerksamkeit erregenden Titel «Hans, wo bleibst du?»
Zuerst generierte die List AG aufgrund von Mitarbeiterempfehlungen eine Liste von geeigneten Bauingenieuren, die sie via Active Sourcing direkt ansprechen konnte. Diese wurden dann einzeln via LinkedIn oder XING kontaktiert. Sie bekamen einen Link zu einem Video, in welchem der Geschäftsführer, Herr List, zu den Adressaten sprach. Er teilte ihnen mit, dass er gerne ein kleines Paket verschicken würde, aber keine Adresse dafür habe. Gab nun ein Kandidat seine Adresse an, bekam er tatsächlich ein Paket mit einer kleinen Überraschung. Die Kampagne griff gut: Rund 70% der angeschriebenen Bauingenieure meldeten sich und es kam zu einem Gespräch. Die Kampagne wurde schliesslich sogar mit dem HR Excellence Award 2018 ausgezeichnet.
3. Deutsche Bahn – Instagram
Die seit 1994 in ihrer heutigen Form existierende Deutsche Bahn ist ein wichtiger Arbeitgeber in Deutschland. Ganze 300’000 Mitarbeitende in 500 Berufsfeldern beschäftigt das Unternehmen. Dazu kommen Beschäftigte in verschiedenen Tochterfirmen. Es liegt auf der Hand, dass die Deutsche Bahn laufend Mitarbeitende rekrutieren muss, um diesen Personalbestand zu erhalten.
Auf Instagram hat das Bahnunternehmen eine Seite mit dem Titel «Deutsche Bahn Karriere» aufgeschaltet. Darauf veröffentlicht es verschiedene Videobeiträge, die potenziell Interessierten die Arbeit bei der Deutschen Bahn nahebringt. Sie tragen Überschriften wie «Entdecke Deutschlands schönsten Arbeitsplatz», «Wen Du liebst, ist uns Gleis» oder «Warum würdest du anderen Frauen deinen Job empfehlen?» Auf einigen Videos erzählen Mitarbeitende aus ihrer eigenen Perspektive von ihrem Job bei der Deutschen Bahn. Eine persönliche Ansprache ist den Kampagnen-Betreibenden wichtig. So nennt sich die Deutsche Bahn auf ihrer Instagram-Seite auch die «grösste Familie Deutschlands». Die Seite hat aktuell 43’200 Follower.
4. Bouygues Energies & Services Schweiz – YouTube
Unter dem Namen Atel und Kummler+Matter existierte der Gebäudetechnik-Konzern schon seit 1929. Nach mehreren Firmenfusionen ist das Unternehmen inzwischen als Bouygues Energies & Services Schweiz aktiv und beschäftigt schweizweit über 5000 Mitarbeitende an 90 Standorten. Zudem gibt es Lehrstellen für 21 Lehrberufe.
Das Anwerben von Auszubildenden macht einen wichtigen Teil des Social Media Recruitings des Unternehmens auf YouTube aus. So wirbt ein auf jetztlehrstelle.com veröffentlichtes Video fürs Reinschnuppern in verschiedene Berufe. Auf YouTube finden sich zahlreiche Recruiting-Videos der Firma – mehrmals pro Monat kommen neue hinzu. Darunter ist eine Serie authentischer Porträts von Lernenden in ihren Jobs, welche jeweils in rund einer Minute Abspielzeit einen Einblick in ihre Arbeit geben. Dazu kommt eine Serie von Porträts festangestellter Mitarbeiter:innen, die in französischer Sprache verfügbar sind. Diese geben individuelle, glaubwürdige Einsichten in die Arbeitswelt der porträtierten Personen. Zusätzlich auf das Unternehmen aufmerksam machen teils humorvolle Videos wie das bereits über 130’000 Mal angeklickte «Wie spricht man Bouygues [buig] aus?».
5. REWE – TikTok
REWE ist ein etabliertes deutsches Detailhandels-Grossunternehmen. Im Jahr 1927 gegründet, beschäftigt das Unternehmen aktuell über 300’000 Mitarbeitende in 19 europäischen Ländern. Was das Social Media Recruiting betrifft, geht REWE über verschiedene Kanäle. Facebook, YouTube und Snapchat gehören hier dazu. Wichtig ist REWE dabei die Kommunikation auf Augenhöhe, gerade mit jungen Zielgruppen ihres Recruitings.
Ein Beispiel für attraktive Inhalte zum Social Media Recruiting ist die TikTok-Videoserie unter dem Hashtag #rewekarriere. Auf ihr verbreitet das Unternehmen Kurzfilme, die einzelne Aspekte rund um den Arbeitsalltag in verschiedenen Jobs beleuchten und manchmal auch Facts über REWE transportieren. Die meist nur einige Sekunden dauernden, humorvollen Videos, deren Akteure ausschliesslich junge Menschen sind, machen neugierig auf die Jobs beim Detailhändler und bekommen jeweils Tausende von Klicks.
6. Universitätsspital Zürich – Spotify
Es gilt als eines der grössten und führenden medizinischen Zentren hierzulande: das Universitätsspital Zürich, kurz UZH. In den 43 Kliniken und Instituten, die zum Spital gehören, sind über 8400 Mitarbeitende tätig. In den Medizin- und Pflegeberufen ist derzeit der Fachkräftemangel besonders akut. Dies zwingt auch das UZH dazu, auf mehreren Kanälen die Aufmerksamkeit potenzieller Kandidat:innen für verschiedene Jobs auf sich zu lenken.
Einer dieser Kanäle ist der Podcast «UZH Direkt». Dieser findet sich nicht nur auf der Unternehmensseite des Spitals, sondern alle seine Ausgaben werden auch auf Spotify gestreamt. Ziel dieser Serie von Mitarbeitenden-Porträts ist es, Geschichten zu erzählen. Berichte über die Menschen in den weissen Kitteln, Patientenschicksale und Behandlungserfolge finden darin Eingang. Auch wenn der Podcast nicht direkt Mitarbeitende anwirbt, gibt er Personen einen spannenden Einblick, die sich für einen Job am UZH interessieren.
Verwendete Quellen: bouygues-es.ch, db.jobs.de, instagram.com, intercessio.de, muuuh.de, presseportal.de, tiktok.com, usz.ch, workwise.io